Dienstag, 29. Mai 2007

Tagtraum

Ich liege auf einer Wiese, etwas abseits, hinter einem grossen Haus. Im Haus wird gefeiert, Menschen lachen, trinken, tanzen und haben viel Spass. Ich höre nur sehr gedämpft was hinten im Haus abgeht, denn in der Nähe fliesst ein Bach und dessen Rauschen drängt sich zusammen mit dem Grillengezirpe in den Vordergrund. Unter mir der noch warme Boden. Es duftet nach Blumen und Gras. Ich schaue in den Himmel und sehe wie ein paar kleine Wolken vom Mondlicht erhellt werden. Da ich ein bisschen zu viel Champagner getrunken habe bin ich müde. Ich liege nur so da und beobachte den Himmel, lausche den Grillen und dem Rauschen des Baches. Auf einmal höre ich wie Schritte näher kommen, doch ich bin zu sehr beschäftigt den Himmel anzustarren, als dass ich mich umdrehen würde.

Auf einmal liegt jemand neben mir. Ich erschrecke mich, spiele aber die coole. Ich schau rüber und will grad einen coolen Spruch bringen als ich sein Gesicht sehe. Er lächelt mich ganz lieb an. Irgendwie habe ich das Gefühl doof zu grinsen, obwohl ich meine Lippen demonstrativ starr halte. Er nimmt mich in den Arm und ich spüre seine warmen muskulösen Arme auf meiner Haut. "Na, etwas entdeckt?" fragt er mich. Ich dreh mich zu ihm um und unsere Münder kommen uns so nahe, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren kann. "Nein, aber das war auch nicht mein Ziel?" "Weshalb schaust Du dann in den Himmel?" "Weil er so schön ist." "Apropos schön...." Ich halte ihm den Mund zu und sage: "Neee, das lass mal sein. Deine Schleimspur kannst Du bei andern ziehen, nicht bei mir!" Er lacht verlegen, dann dreht er sich um und schaut in den Himmel. "Was ist Deine Motivation da rauf zu schauen?" "Ich möchte sehn was Du siehst."

Ich drehe mich um und gebe ihm einen Kuss. Auf einmal ist sein Blick ganz erschrocken und ich fühle mich wieder nüchtern. Mein Herz rast und ich denke mir "Ohhh Scheisse, das hab ich jetzt nicht wirklich gemacht!" Und ehe ich mich versehe, renne ich davon. Wie ein kleines Kind, und ich schäme mich so. Ich renne ins Haus und versteck mich in dem Gästeschlafzimmer das mir zugewiesen wurde. Am liebsten würde ich jetzt unsichtbar sein aber auf jeden Fall alleine. Doch schon ein paar Minuten später klopft es leise an der Tür. "Darf ich reinkommen?" "Nein." Kaum waren meine Worte ausgesprochen stand er vor mir in seinen hautengen Jeans und seinem schwarzen Shirt. "Was war eben los?" fragte er als würde er seit 5 Minuten an Amnesie leiden. "Was los ist? Ich habe Dich geküsst, das ist los!" "Ja, das finde ich merkwürdig. Warum hast Du das getan?" "Weil mir danach war!" "Aha, und das war kein Versehen?" "Was soll das ganze?" "Das frage ich Dich!" "Was soll da nicht klar sein?" Er verdreht leicht die Augen: "Frauen! Kann es sein dass Du den Alkohol ein wenig zu fest spürst?"
Langsam wird mir alle ein wenig zu viel, zu blöd und zu peinlich. "Nein, ich steh auf Dich! Ich bekomme einen trockenen Mund wenn ich Dich sehe, ich hab Schmetterlinge im Bauch wenn Du in meiner Nähe bist und wenn ich Deine Stimme höre würde ich am liebsten die Augen schliessen und nur noch Dir zuhören, und wenn Du mir so nahe bist dass ich Dich riechen kann, dann möcht ich Dich küssen - so wie eben." Er schaut mich an, doch ich kann seine Mimik nicht richtig deuten. "Ok." Pause. "Ok, aber wie hätte ich das wissen sollen? Du hast nie irgendwie offensichtliches Interesse an mir bekundet. Du hast Dich nie geregt wenn ich mit einer anderen Frau zusammen war - Im Gegenteil. Ich versteh das nicht... Ausserdem dachte ich ..... ich dachte ich wäre eh zu alt für Dich!" Ich musste mir echt das Grinsen verheben. "Zu alt, Du? Ja klar... was denn noch? Ich würde eher mal sagen ich zu unspektakulär für Dich!" Diese Aussage muss ihn irgendwie getroffen haben, denn er schaut mich ganz gekränkt an. "Ist es das was Du von mir hälst. Denkst Du dass ich nur so ein oberflächlicher Arsch bin nicht fähig ist eine richtige Beziehung einzugehen. Meinst Du ich such mir die Frauen nach dem aus was sie representieren?" "Wenn Du eine ehrliche Antwort willst. Ja! Du bist zwar der liebste, intelligenteste und charmanteste Mann der mir je unter die Augen gekommen ist, aber wenn ich mir so Deine Eroberungen ansehe, dann frag ich mich doch wirkich manchmal worauf Du den Focus gesetzt hast. Sorry, aber erzähl mir nicht der Typ Supermodel ohne Hirn wäre Dir zuwieder."Du sprichst jetzt auf Melissa an?" "Wenn Du schon von selber drau kommst.Unter anderem... Mellisa, Sandra, Tamara und wie sie alle noch heissen." Während ich mich selber so reden höre wird mir bewusst wie surreal und auch unangenehm die Situation eigentlich ist. Ich sage ihm, dass ich wieder an die Party möchte und dass es mir leid tut ihn geküsst zu haben, dann frage ich, so quasi anstandshalber, ob er auch mit nach unten kommt. "Nein. Geh Du nur mal." Seine Stimme klingt ruhig, fast traurig. Ich verspüre in mir den Impuls ihn in den Arm zu nehmen, doch den unterdrücke ich und gehe nach unten an die Party.
Ich gehe an die improvisierte Bar und bestelle mir einen Caipi, setze mich auf die Couch und zünde mir eine Zigarette an. Ich schaue mir die Leute an wie sie am festen sind. Und irgendwie kommt mir alles total oberflächlich rein. Ich kann nur noch an ihn denken, wie er oben auf dem Bett sass, an seine Augen die sich im Mondlicht spiegelten. Ich gehe rauf ins Zimmer. Er sitzt immer noch auf dem Bett. Ich umarme ihn und bitte mit mir einen Spaziergang zu machen. Doch dann passiert etwas total unterwartetes. Er zieht mich an sich ran und küsst meinen Bauch. Ganz verwirrt schau ich ihn an und sage: "Spiel nicht mit mir - bitte tue das nicht!" Er steht auf, streicht mein Haar zur Seite und sagt: "Wie könnte ich. Nie zuvor ist mir eine Frau wie Du über den Weg gelaufen! Du findest in kleinen Dingen grosse Freude, dein Herz ist offen und Dein Verstand überragend. Und ich kenne niemanden der nach zwei Gläschen Champagner schon so angeheitert ist." Er küsst mich auf den Mund, dann auf den Hals und wandert runter zu meiner Schulter. Und als er mich küsst merke ich wie ich am ganzen Körper zittere und ich fühle wie ich eine Gänsehaut bekommen. Ich stecke meine Arme hinten unter sein Shirt und merke dabei, dass ich nicht die einzige bin die Zittert. Er flüstert mir was ins Ohr: "Homo bonus numquam cor infans suum amittere potest." Ich schau ihn an: "Angeber!" Darauf antwortet er, er hätte das Gefühl gehabt etwas Intelligentes sagen zu müssen. Er nimmt mich in den Arm und fragt dann wie sich das anfühle und ich antworte:"Wie heimkommen!"

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